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ICHDUWIR <hallo@ichduwir.at>
09.02.2000, 15:22

Die Frage, welchen Sinn und Stellenwert unsere alltäglichen Bemühungen um Toleranz und soziale Kompetenz angesichts fortschreitender Entwicklung zur Ausgrenzungspolitik haben kann, beschäftigt uns bereits seit langem. Die Einschränkung sozialer und demokratischer Grundwerte gehört schließlich seit längerem zum Österreich-Alltag. Das Gefühl, dass sowohl christliche als auch sozialdemokratische Grundhaltungen missachtet werden, veranlasste uns bereits 1992 zur Produktion "Hallo Du!", die teilweise sehr umstritten, weil überzeichnet erschien. Die Realität hat unser Stück längst überholt und unser Grundvertrauen, dass den Regierungspolitikern dieses Landes die prinzipielle Bedeutung von Menschenrechten bekannt ist, erscheint mittlerweile auch kleinkindlich naiv.
Die bisher eingesetzten politischen Mittel haben sich als untauglich erwiesen Begegnungsängste, Vorurteile und Ausgrenzungstendenzen aufzuheben. Statt auf Aufklärung, Prävention und Ausgleich zu setzen, diktierte populistische Aufhetzung subtil den politisch-gesellschaftlichen Weg. Die Entfernung zwischen Politik und Lebensrealität ist seit langem nicht zu übersehen, darüber können auch munter durchs Eventgeschehen wandelnde Volksvertreter nicht hinwegtäuschen. Die zunehmende Verleugnung und Neuauslegung demokratischer Werte hat Gräben vertieft, Barrieren verstärkt, Bevölkerungsgruppen getrennt und ist auf gutem Weg alle gegeneinander aufzuhetzen.
Die Geschichte der Menschheit hat uns ausgiebig bewiesen, dass dort, wo die Politik bereit ist zu verallgemeinern, zu pauschalieren und Vorurteile als Tatsachen hinzunehmen, Würde und Freiheit der Menschen nicht mehr allzu viel wert sind.
Den Vorwurf kommender Generationen, nicht rechtzeitig reagiert zu haben, müssen wir uns vor Augen halten, wenn wir noch immer einräumen, dass es nicht so schlimm werden wird, wenn wir uns von der Tatsache ablenken lassen, dass eine Partei mitregiert, die Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit als ideologische Säule verankert hat. Wenn wir unwidersprochen hinnehmen, dass immer mehr Menschen ausgegrenzt werden, dass das soziale Netz für die Schwächsten immer durchlässiger wird.
Über die neuen Grundhaltungen Ausgrenzung-Diffamierung-Polarisierung werden auch multikulturelle Events und Lippenbekenntnisse nicht länger hinwegtäuschen können.
Nach der ersten, lähmenden Erkenntnis, dass das Unfassbare tatsächlich Realität geworden ist, dass sich trotz der Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts politische Machtansprüche über Grundhaltungen erheben, manifestiert sich die Bedeutung von aktivem, gelebtem Widerstand.
Kunst und Kulturarbeit haben ja bekannter Weise Tradition als Mittel friedlichen Widerstandes. Die Grundhaltung "friedlich" erscheint angesichts der gewalttätigen politischen Sprachkultur und der gewaltigen gesellschaftlichen Eingriffe bedeutsam.
Friedlich aktiver Widerstand besteht sowohl durch Wahrnehmung aller demokratischer Rechte des sichtbaren Protestes. Die Notwendigkeit kritischer Anteilnahme am politisch- gesellschaftlichen Geschehen betrifft jeden Einzelnen, denn die grundlegende Bereitschaft zur Ausgrenzung kennt keine moralischen Grenzen.
Eine weitere, wichtige Form aktiven Widerstandes sehe ich in Schwerpunkten gezielter demokratischer Erziehungsarbeit. Tatsächliche und uneingeschränkte emanzipatorische, demokratische und tolerante Erziehungsaspekte finden erfahrungsgemäß in keinem Regierungssystem wirkliche Anerkennung. Denn kreative, offene und informierte Menschen sind kritisch und unbequem. Sie sind keine Volksmasse, die hinnimmt, es sind Menschen, die sowohl Eigenverantwortung als auch soziale Verantwortung kennen und leben. Das haben seit mehr als hundert Jahren unterschiedlichste Erziehungsmodelle bewiesen. Dass sich nirgendwo mehr als Einzelaspekte, die schlussendlich gar nichts bewirken, durchgesetzt haben, beweist die offensichtliche politische Einschätzung.
Es wird daher, auch nach "Beruhigung" der derzeitigen politischen Eskalation darum gehen, sich nicht anzupassen und abzufinden. Sozial tätigen Menschen, Pädagogen, Künstlern und Medienvertretern obliegt in besonderer Weise vorbildhaft für Toleranz und demokratische Grundrechte einzustehen. Es geht nämlich um mehr als internationales Ansehen, es geht um Grundwerte zivilisierten Zusammenlebens, möge man sie christlich, sozialdemokratisch oder einfach human nennen.
In diesem Sinne arbeiten wir weiter, soweit derzeit möglich auch international, parteiunabhängig und im Widerstand gegen Fremdenhass, Gleichmacherei und Ausgrenzung.

Heide Rohringer
Roman Wuketich
ICHDUWIR-Kinderkultur




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